Musik in St. Lamberti Oldenburg
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CALMUS ENSEMBLE LEIPZIG

Sonnabend, 27. September 2008, 19.00 Uhr

„Komm, Trost der Welt“ Chormusik zum Abend von Lahusen, Brahms, Mendelssohn, Reger, Distler u.a.



Rezensionen

Gemeinsam traumhaft sicher auf einer Linie singen

Leipziger Calmus-Ensemble in Oldenburgs Lambertikirche Großer Beifall für Vokalgruppe

Reinhard Rakow in NWZ am 29.09.2008

OLDENBURG – Der Ruf, der ihm vorauseilt, ist grandios: ?hochkultivierter Klang?, ?lupenreine Intonation?, ?atemberaubende Subtilität?, ?artikulatorisch optimal?, ?meditative Klänge perfekt inszeniert?. Wer das Konzert des Leipziger Calmus-Ensembles in der Oldenburger Lambertikirche besucht hat, kann aus eigener Kenntnis bekunden: Stimmt! Die aus den ehemaligen Thomanern Sebastian Krause (Alt), Tobias Pöche (Tenor), Ludwig Böhme (Bariton) und Joe Roesler (Bass) sowie der Sopranistin Anja Lipfert bestehende Vokalgruppe präsentierte genau das, wofür man sie schätzt: einen entspannten Klang mit harmonischen Farben, eine ausgeklügelte Balance der einzelnen Stimmen und eine sorgfältige Ausdifferenzierung der Dynamik. Nach neun Jahren auf der Bühne und acht CDs, die auch Genres wie Volkslied oder Pop abdecken, atmet man wie selbstverständlich einen einzigen Atem, singt man sicher auf Linie, haucht man geschlossen aus. Erstaunlich dabei ist ein Kern unverbildeter Frische, den die Stimmen sich bei aller Zucht bewahrt haben. Ihm entspricht eine heiter ruhige Freundlichkeit und eine uneitel gediegene Würde, die das Auftreten der Fünf mit einer Aura leisen Leuchtens umgibt. ?Komm, Trost der Welt ? Gesänge zum Abend? ist das Programm in Lamberti betitelt. Es enthält Lieder zur Nacht und zum Tod und Auszüge aus Messen, ein strenges und ernstes Programm. Viel 14. und 15. Jahrhundert, des Prez und Ockeghem, ein wenig 19. und 20., vor allem Distler, sorgen für ein durchgehend getragenes Tempo ohne rhythmische Überraschungen. Das schlüpfrige Parkett des barocken Zierrats konsequent meidend, formt man aus den Männerstimmen einen sämig-weichen Teppich, lässt darüber die Sopranstimme glockenhell erstrahlen, verwebt beides behutsam in moderater Polyphonie und schafft so kostbare Klangerlebnisse mit hohem Versenkungspotenzial, die über anderthalb Stunden freilich ein wenig eintönig wirken. Allein in der Mendelssohn-Bartholdy-Motette ?Trauergesang? (opus 116) und im ?Requiem? von Peter Cornelius blitzt auf, wie weit die dynamischen und agogischen Grenzen dieses Ensembles tatsächlich entfernt sein mögen. Gleichwohl: Der reiche Beifall, zum Schluss gar im Stehen erbracht, war redlich verdient. ?Guten Abend, gut Nacht?, die heftig beklatschte letzte Zugabe, brachte auf den Punkt, was man etwa in Distlers ?Um Mitternacht? noch fein angedeutet hatte.