Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Clavichord-Konzert mit Prof. Harald Vogel

Sonntag, 1. September 2024, 17.00 Uhr

„15 Jahre Lambertus-Saal“
Echo-Preisträger und Alte-Musik-Legende Harald Vogel kommt für ein Konzert mit Teilen aus Bachs Wohltemperiertem Clavier in den Lambertus-Saal. Er spielt erläutert die Präludien und Fugen am Clavichord.
Eintritt frei – Spenden erbeten



Rezensionen

Harald Vogel begeistert mit historischem Clavichord im Lambertus-Saal

Harald Vogel faszinierte am Sonntag das Publikum im Lambertus-Saal mit einem Konzert auf einem restaurierten Clavichord aus dem 18. Jahrhundert. Der einzigartige Klang des Instrumentes begeisterte schon Johann Sebastian Bach.

Christoph Keller in NWZ am 03.09.2024

Ein zarter, lyrischer, fast silbrig-sphärischer Klang fasziniert beim Abschlusskonzert der Jubiläumsreihe „15 Jahre Lambertus-Saal“ das aufmerksam lauschende Publikum. Das von Dietrich Hein restaurierte Clavichord stammt aus dem 18. Jahrhundert hat eine Reise von Leipzig über Bremen bis in den voll besetzten Lambertus-Saal hinter sich. Für ein Konzert am Sonntag hat sich Alte-Musik-Legende Harald Vogel 14 Präludien und 5 Fugen aus Bachs erstem Teil des Wohltemperierten Klaviers ausgesucht. Johann Sebastian Bach liebte das Clavichord besonders deshalb, weil es erstmalig als Tasteninstrument die Möglichkeit eröffnete, mit Anschlagsdynamik zu spielen. Er verwendete es selber zum eigenen häuslichen Musizieren und viele seiner Kompositionen für Tasteninstrumente sind für das Clavichord geschrieben.

„Als ich 12 Jahre alt war, gab mir meine Klavierlehrerin den Auftrag, mir Gedanken über den Charakter einzelner Präludien aus diesem Werk zu machen“, sagte Vogel. „Seitdem beschäftige ich mich mit dem wohltemperierten Klavier und das sind jetzt schon mehr als 70 Jahre.“

Vogel sieht das erst einige Jahrzehnte nach Bachs Tod veröffentlichte Werk als Bildungs- und Kunstbuch, in welchem sich die humanistischen Bildungsideale der Bachzeit widerspiegeln. Er ordnet die einzelnen Präludien und Fugen den Jahreszeiten, den Elementen, den Temperamenten und den neun Musen zu.

Dieser individuelle, historisch und pädagogisch orientierte hermeneutische Interpretationsansatz beinhaltet Chancen und Gefahren. Alle 24 Präludien und Fugen sind von Bach als „absolute Musik“ komponiert und enthalten einen ganzen Kosmos an musikalischen Formen, sei es, was die Form des freien Präludierens oder der strengen kontrapunktischen Struktur betrifft.

Wirkt hierbei manche Zuordnung bei den Jahreszeiten und den Elementen noch etwas beliebig, so überzeugt der Interpret bei dem sanguinischen Temperament zugeordneten quirligen F-Dur Präludium und dem ausdrucksstarken es-Moll Präludium (Melancholie), von Vogel mit akzentuierter Rhythmik und gleichzeitig elastisch-beweglichem Akkordspiel vorgetragen.

Spielte am Sonntag ein Konzert mit dem Clavichord: Harald Vogel.

Spielte am Sonntag ein Konzert mit dem Clavichord: Harald Vogel.

G-Dur Präludium und Fuge werden zur „Muse der festlichen Komödie“. Besonders in der ausladenden Fuge mit dem schwungvoll bewegten Thema könnte imaginär im Hintergrund ein Ballett tanzen. Harald Vogel spielt alle 19 Werke mit sicherem stilistischem Gespür und mit überzeugenden, gut ausbalancierten Temporelationen.

Konzertveranstalter Tobias Götting sagt: „Die fünf Konzerte dieser Reihe waren so erfolgreich, dass es im November noch einen Zuschlag gibt.“ Am Samstag, 9. November, wird das „Quartetto di Vincini“, Mitglieder der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, ab 17 Uhr Werke von Haydn und Adès im Lambertus-Saal spielen.