Eintritt frei - Spenden erbeten
Effetti meravigliosi – Musik für die „Accademia degli Umoristi“
Sonntag, 19. Februar 2023, 17.00 Uhr
Werke von u.a. Giovanni Girolamo Kapsberger, Claudio Monteverdi und Paolo Quagliati
Ensemble „Musica getutscht“
Viola Blache & Erika Tandiono | Canto
Mirko Ludwig | Tenore
Sebastian Myrus | Basso
Mechthild Karkow & Rebecca Raimondi | Violine
Bernhard Reichel | Chitarrone
Julius Lorscheider | Cembalo ‚
Eintritt frei – Spenden erbeten
Rezensionen
Ensemble „Musica getutscht“ packt sein Publikum
Mit seiner Interpretation der Musik des italienischen Frühbarocks gab das Ensemble „Musica getutscht“ beim Konzert in Oldenburg viel Gelegenheit zum Staunen. Das meint der Rezensent.
Volkmar Stickan in NWZ am 20.02.2023Vorbei war die wirtschaftliche Blüte des Bürgertums und zusätzlich wurde die Freiheit der Kunst auch noch drastisch von der Katholischen Kirche eingeschränkt. Was für die italienische Kultur des 17. Jahrhunderts übrig blieb, war gähnende Langeweile und eine nach Zerstreuung lechzende Aristokratie, die in lähmender musischer Gleichgültigkeit dahinvegetierte, wenn nicht…, ja, wenn nicht einige Kunstbeflissene sich um den damals berühmten Dichter Giambattista Marino versammelt hätten und sich in Rom 1600 zur „Accademia degli Umoristi“ zusammengefunden hätten. Diese Gegenbewegung zur Langeweile wollte die italienische Kultur durch spannende Dichtung, verblüffende Malerei und verwundernde Musik wieder ins Staunen versetzen.
Und zum Staunen gab das Ensemble „Musica getutscht“ bei ihrem Konzert im Lambertus-Saal der Oldenburger Lambertikirche mit ihrer „wundersamen Musik des italienischen Frühbarock“ nun jede Menge Gelegenheit. Staunen über die bahnbrechende Experimentierfreude der damaligen Komponisten, über das Programm aus Instrumentalmusik, Madrigalen und einer kleinen Oper, aber auch über die großartige instrumentale und sängerische Darbietung.
Lebendige Darbietung
Die beiden Violinistinnen Mechthild Karkow und Rebecca Raimondi bezauberten durch ihre wunderbar musikantische und in allen Nuancen abgestimmte Spielweise, und vor allem ihre lebendige Darbietung der „Sonata a 3“ von Lelio Colista wurde zu einem musikalischen Höhepunkt.
Die tragende Begleitung lag in den Händen von Julius Lorscheider (Cembalo) und Bernhard Reichel (Chitarrone), die auch beide interessante Erläuterungen zu den Kompositionen beisteuerten. Julius Lorscheider präsentierte mit der „Toccata settima“ für Cembalo-Solo von Michelangelo Rossi die wohl experimentierfreudigste Komposition. Da ging es in reiner Stimmung chromatisch so sehr durch alle nur erdenklichen Tonarten, dass unser wohltemperiertes Gehör den Bezug zur Tonalität ganz schnell mal verlieren konnte.
Großartige Wiedergabe
Die erste römische Oper in dramatischem Stil mit dem Titel „Il carro di fedelta d’amore“ stammt von Paolo Quagliati und fesselt durch ihre Liebesbeteuerungen und ihre Kürze. Die ersten Aufführungen dieses Musikdramas fanden zum Karneval 1606 an verschiedenen Stellen in den Straßen Roms statt, zu denen damals das kleine Ensemble mit einem schwankenden Reisekarren gezogen wurde. Im Lambertus-Saal erlebte diese Mini-Oper auf stabilem Untergrund eine großartige Wiedergabe durch die Sopranistinnen Viola Blache und Erika Tandioni, den Altus William Shelton, den Tenor Mirko Ludwig und nicht zuletzt durch den eingesprungenen Bassisten Sönke Tams Freier.
Die Mitglieder dieses Ensembles überzeugten in ihren Solopartien nicht nur durch ihre großen, ausdrucksstarken sängerischen und darstellerischen Leistungen, sondern sie fanden sich auch immer wieder zu einem homogen ausgeglichenen, klangschön gestaltenden Ensemble zusammen. Ein Ensemble, das in seiner stimmlichen Ausgewogenheit ganz besonders auch in den Madrigalen von Claudio Monteverdi keine Wünsche offenließ, und das in solch einer klanglichen und technischen Geschlossenheit nur selten zu erleben ist. Ein packendes Konzert mit einem spannenden Programm und einem wunderbaren Ensemble.