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Franz Schubert: Die Winterreise
Sonntag, 14. Februar 2016, 17.00 Uhr
Liederabend im Lambertus-Saal
Jan Kobow, Tenor
Christoph Hammer, Fortepiano
Karten zu € 15,- ab dem 4. Januar in Markt 17 und bei der Küsterin sowie an der Tageskasse ab 16.15
Rezensionen
Mit Schubert auf
Christoph Hammer und Jan Kobow in Lamberti
Horst Hollmann in NWZ am 16.02.2016Christoph Hammer kann Oldenburg auf jeden Fall unbehelligt verlassen. Niemand wird den Pianisten der Unterschlagung bezichtigen. Dabei würde der Spezialist für Alte Musik das Delikt gar nicht leugnen. Natürlich hat er bei der gemeinsamen ŤWinterreiseŤ mit Tenor Jan Kobow dem überaus zahlreichen Publikum im Lambertussaal etwas unterschlagen: Etliche Noten in Franz Schuberts Zyklus von Ťschauerlichen LiedernŤ.
Doch genau das macht einen großen Teil der Spannung in dieser unglaublich populären Reise eines Einsamen durch seelische Eiswelten in 24 Liedern aus. Hammer wagt sich an ein originales Fortepiano, das in Norditalien anfangs gespielt und später fast 200 Jahre tatenlos eingelagert wurde. Ein mit Beethoven befreundeter aber in der Musikgeschichte wenig bedeutender Komponist hatte es 1805 erworben. Jetzt hat der neue Besitzer es restauriert. In Bremen und Oldenburg erlebte es nun seine Premiere.
Das Instrument und Christoph Hammer: Das muss Liebe auf den ersten Ton gewesen sein. Sein Enthusiasmus verrät es. Mit Schubertschen Klavierstücken führt er schon vorweg in eine leise aber intensive und farbenreiche Pianowelt ein. Das wiegt alle Schrecksekunden zwischendurch auf. Mehrfach muss das sensible Fortepiano nachgestimmt werden. Im Krisenfall spart der Spieler eben auch mal Notierungen aus. Genehmigt!
Unter Hammers Fingern grummelt das beredte Instrument in den Tiefen aufrüttelnd. Die Höhen leuchten faszinierend durchsichtig und trotzdem voll. Es entstehen Klangabtönungen, wie man sie in dieser Vielfalt selten hört. Wie Hammer den Leiermann drehen lässt, verursacht Gänsehaut.
Bei Jan Kobow halten sich mögliche Verunsicherungen in Grenzen. Gerade ihm spielt ja das Instrument bei seinem perfekt natürlichen und mit feinsten Nuancen dekorierten Gesang in die Karten und Absichten. Sein mühelos ohne jedes Stemmen durch die Register gleitender Tenor scheint derzeit unübertroffen in der Kunst, jeden aufgesetzten Nachdruck zu meiden und gerade damit die höchste Eindringlichkeit zu erzielen. Wenn andere etwa im Frühlingstraum oft das Wort Herz spitz herausstellen oder gefühlig verzögern, bettet Kobow es mit zurückhaltender Deklamation organisch in die Verse ein. Trotzdem bringt gerade er das Herz des Wanderers dem Hörer besonders nahe.
Die schlichte nach innen gekehrte Intensität des Vortrags findet ihr Ziel im Dialog mit dem Leiermann: Willst zu meinen Liedern deine Leier drehn. Das inszeniert Kobow nicht als Frage. Er setzt ein Ausrufezeichen. Nach erloschener Liebe, nach schmerzenden Verlusten bleibt immer noch Hoffnung Ť auch für die vom Leben Abgehängten.