Musik in St. Lamberti Oldenburg
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FRÜHJAHRSKONZERT weltliche a-cappella-Werke von Jean Francaix, Francis Poulenc, Maurice Ravel u.a.

Sonnabend, 6. Mai 2006, 19.00 Uhr

Demantius Chor Oldenburg
Leitung: Tobias Götting



Rezensionen

Von Rotkäppchen und den tanzenden Holzschuhen

Tobias Götting und der Demantius-Chor geben ein ungewöhnliches "Frühjahrskonzert"

Werner Matthes in NWZ am 08.05.2006

?Frühlingshaftes, Skurriles, Melancholisches und Heiteres für die schönste Jahreszeit? gab es im ?Frühjahrskonzert? des Demantius-Chors, der in der Lamberti-Kirche Werke von Monteverdi, Schütz, Poulenc, Marie-Madeleine Duruflé und Ravel sang. Ein so geistvoll zusammengestelltes Programm, jenseits ausgetretener Trampelpfade der a-cappella-Musik, hört man nicht alle Tage, und man hört auch nicht oft einen Chor, der das alles so schlackenlos rein und beweglich im Klang, so biegsam und elegant in der Linienführung, so nuanciert und spontan im Ausdruck zu singen versteht. Die hohen Qualitäten des Demantius-Chors, seine Präzision, Phrasierungs- und Aussprachetechnik, seine ganze subtile Vortragskunst sind blühend gegenwärtig wie je. Überzüchtete Virtuosität und blo�er Effekt (zu denen ein solches Programm bisweilen verführt) waren erfreulich zurückgedrängt. Umso glanzvoller konnte der Chor seine wesentlichen Vorzüge entfalten. In Madrigalen von Monteverdi und Schütz traten Ausdruck und Linienkunst der Renaissance und des Frühbarock eindrucksvoll plastisch hervor. Und was Poulenc (1899-1963) dieser Kunst an Impulsen verdankt, wurde an ?Trois Chansons?, traurig-skurrilen Stücken von höchst pikanter Harmonik, wunderbar deutlich. Ein Orgelintermezzo des immer witzigen, immer souverän geschickten Landsmanns und Zeitgenossen Jean Francaix, ?Carmélites?, lieferte launig ein Klosterfrauen-Portrait, es leitete über zu Marie-Madeleine Duruflés eloquenter chorischer Fabel vom Fuchs und Raben (nach La Fontaine). Poulenc kam noch einmal mit seinem ländlich-deftigen, zugleich graziösen ?Clic, clac, dansez sabots? (Klick, klack, tanzt ihr Holzschuhe) zu Wort. Von Nicolette (einem französischen Rotkäppchen), drei bunten Paradiesvögeln (mit Anspielung auf die Farben der Trikolore) und dem von Fabelwesen bevölkerten Wald von Ormonde (?Rundtanz?) erzählten schlie�lich drei unendlich kunstvolle, virtuose und atmosphärisch dichte Chansons von Ravel. Eine Debussy-Zugabe, Dank für hochachtungsvollen Applaus, wurde mit feiner klanglicher Delikatesse gesungen. Tobias Götting, in spürbar engstem Kontakt mit dem Chor, einem sympathisch jungen Ensemble, hatte alles mit Meisterhand einstudiert. Den zahlreich erschienenen Hörern wurden darüber hinaus interessante, verbindlich vorgetragene ?Proben? und Informationen zuteil.