Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Joh. Seb. Bach: Matthäus-Passion BWV 244

Sonntag, 30. März 2025, 17.00 Uhr

Veronika Winter  Sopran
Wiebke Lehmkuhl  Alt
Mirko Ludwig  Tenor
Florian Hille  Bass (Jesusworte)
Christian Immler  Bass (Pilatus und Arien)
la dolcezza
Lambertichor Oldenburg

Tobias Götting  Leitung

Karten ab dem 10. Februar in unseren Vorverkaufsstellen oder direkt hier im Online-Ticketverkauf



Rezensionen

Leiden und Sterben Jesu Christi eindringlich nahegebracht

Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion erlebt eine eindringliche und begeisternde Aufführung in der St. Lambertikirche Oldenburg.

Volkmar Stickan in NWZ am 01.04.2025

Oldenburg – Das Leiden und Sterben Jesu Christi ist von zahlreichen Komponisten vertont worden, doch die Matthäus-Passion BWV 244 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) übertrifft in ihrer Spiritualität und in ihrer bewegenden musikalischen Schilderung wohl alles. Dabei musste dieses Werk, das 1727 in Leipzig uraufgeführt wurde und nach Bachs Tod in Vergessenheit geriet, erst 1829 durch Felix Mendelssohn-Bartholdys legendäre Aufführung wiederentdeckt werden. Doch seitdem ist die österliche Zeit ohne diese Passion gar nicht mehr denkbar.

Monumental besetzt mit dem zu zwei Orchestern aufgeteilten Barockorchester la dolcezza, dem Lambertichor Oldenburg, einem Ripieno-Chor, zwei Gesangssolistinnen und drei Gesangssolisten erlebte dieses Werk nun unter der Leitung von Tobias Götting eine ergreifende Darstellung. Über welch großartiges Potential der Lambertichor verfügt, braucht nicht mehr erwähnt zu werden. Aber zu was für einer interpretatorischen und gestalterischen Leistung sich dieser Chor an diesem Abend in allen Stimmgruppen aufschwingt, ist außergewöhnlich.

Klangschöne Choräle

Da sind nicht nur die großen, gut durchhörbaren, klar verständlichen und klangschönen Chöre und Choräle, die auffallen, sondern auch die zum Teil schreienden und bis zur Gehässigkeit aufgebrachten Turba-Chöre („Barrabam“ „Lass ihn kreuzigen!“). Und dann zaubert dieser Chor nach dem Tod Jesu mit „Wenn ich einmal soll scheiden“ wieder solch einen nach innen gekehrten Klang und solch eine ergreifende Emotionalität, die einen regelrecht erschüttert. Und auch kleine solistische Rollen lassen sich aus diesem Chor (z.B. Sebastian Groß, Bass) wunderbar besetzen.

Tobias Götting legt in seinem Dirigat größten Wert auf Klarheit, Durchhörbarkeit und Textverständlichkeit. Auch in den schnelleren Sätzen setzt er dabei niemals auf vordergründige Effekte. Es gelingt ihm beeindruckend, jeden mitzunehmen und über diese ganze Passion einen großen dramaturgischen Spannungsbogen aufzubauen und zu halten. Diese Matthäus-Passion wird sowohl für die Ausführenden, als auch für die Zuhörer zu einer echten Herzensangelegenheit.

Tenor Mirko Ludwig gestaltet die Rezitative mit großem emotionalem Ausdruck. Er verfügt in seinen klar verständlichen Schilderungen über eine geschmeidige, niemals forcierte Höhe, kann aber auch seine Entrüstung und sein Unverständnis über das Geschehene beeindruckend zum Ausdruck bringen. Wunderbar plastisch gelingt ihm seine Arie „Geduld, wenn mich falsche Zungen stechen“ (zusammen mit der Gambistin Frauke Hess).

Wohlige Klangfarbe

Bei den Rezitativen steht ihm mit Florian Hille (Bass)) ein Sänger zur Seite, der die Jesusworte mit anrührend-wohliger Klangfarbe darstellt und füllt. Die Altistin Wiebke Lehmkuhl zeigt nicht nur in der wundervollen Arie „Erbarme dich, mein Gott“ (mit dem sensibel gestalteten Violinsolo von Veronika Skuplik) eine von großer Klarheit und Ehrlichkeit geprägte sängerische Ausstrahlung und Ausdruckstiefe, die nach oben hin keine Grenze zu kennen scheint. Veronika Winter (Sopran) überzeugt ganz besonders in ihrer Arie „Aus Liebe will mein Heiland sterben“ durch ihre schön gestalteten und spannungsgeladenen großen musikalischen Bögen.

Bariton Christian Immler (Pilatus und Arien) gestaltet mit wunderbar sonor gefärbter Stimme unter anderem die beiden Arien „Komm süßes Kreuz“ (Frauke Hess, Gambe) und „Gebt mir meinen Jesum wieder“ (Iris Maron, Violine). Das Barockorchester la dolcezza beweist auch an diesem Abend wieder mit seinem weichen und unaufdringlichen Streicherklang und den fein gefärbten Bläsersoli seine große Qualität als musikalischer Illustrator und Begleiter. Nach dem begeisterten Schlussapplaus für alle Beteiligten werden bestimmt viele den Finalchor „Wir setzen uns mit Tränen nieder“ im Herzen mit nach Hause nehmen.