Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244

Sonntag, 10. März 2013, 17.00 Uhr

Freiheitsraum Reformation

Veronika Winter, Sopran
Vanessa Barkowski, Alt
Jan Kobow, Tenor
Christian Immler, Bariton (Pilatus und Arien)
Jörg Hempel, Bass (Jesus),
La Dolcezza,
Lambertichor Oldenburg
Tobias Götting, Leitung
Karten zu 22,- / 19,- / 17,- in unseren Vorverkaufsstellen und im Online-Ticketverkauf über diese Homepage.



Rezensionen

170 Minuten erhöhter Pulsschlag

Bachs "Matthäus-Passion" in Oldenburgs Lamberti-Kirche

Reinhard Rakow in NWZ am 12.03.2013

Eine Aufführung von Bachs Matthäus-Passion dauert gemeinhin um die 200 Minuten. Die Passion ist das protestantische Hohelied auf Christi Sterben und des Menschen Schuld mit Texten des Evangelisten Matthäus, des Bachfreundes Picander und von Choral- und Kirchenlieddichtern wie Paul Gerhardt. Zu Bachs Zeiten unterbrach nach Teil 1 eine ungefähr einstündige Predigt die Darbietung, so dass der Gottesdienstbesucher die Kirche nach fast viereinhalb Stunden verlie�, mutma�lich erfüllt, dankbar und geläutert. Für die Matthäus-Passion in der St.-Lamberti-Kirche Oldenburg am Sonntag brauchten der Lambertichor Oldenburg, das Barockorchester La Dolcezza, die Mädchenschola St. Willehad und eine Reihe hochmögender Gesangssolisten unter der Leitung von Tobias Götting ganze 170 Konzert-Minuten plus predigtfreie 15-Minuten-Pause. Chor brilliert Und dennoch dürften die Besucher sich nicht weniger erfüllt, gerührt, beseelt und erhoben gefunden haben wie vor fast 300 Jahren. Der endlose, offensichtlich von Herzen kommende Applaus, der folgte, sprach sehr für die Richtigkeit dieser These ? und für die zeitlose Wirkung dieses Inbegriffes von Bachs Kunst, elementare menschliche Regungen wie Hass und Zärtlichkeit, Trauer, Mitleid und Trost in Klänge zu überführen. Die Oldenburger Umsetzung profitierte ungemein von Göttings gewohnt geschmeidigem Dirigat, das alle motiviert und sicher führt. Ein durchgängig erhöhter Pulsschlag, musikantische Beweglichkeit zumal des gut aufgelegten Orchesters und eine straffe Abfolge beförderten Einheitlichkeit und Eingängigkeit des Werkes. Der Chor brilliert. Leuchtende Höhen, markant sonore Tiefen, blitzsaubere Intonation und dazu ein traumwandlerisch sicherer Einsatz aller Möglichkeiten des reichen dynamischen Spek�trums markieren immer wieder Atem raubende Momente. Mit Jan Kobow agierte ein perfekter Tenor. Seine schöne lyrische Stimme erzählt eindringlich und lebendig. Jörg Hempel (Jesus) ist als Bass eine Bank. Vanessa Barkowski, Alt, und Veronika Winter, Sopran, zeigen mit entspannt warmen Stimmen, wie glücklich Distanz und Emotion sich vereinen lassen. Raumfüllendes Organ Christian Immler aber (Pilatus und Arien), ein Bassbariton, setzt die Glanzlichter in einer an Höhepunkten reichen Aufführung: Mit konturiertem, raumfüllendem Organ deutet er den Text in allen Facetten aus. Das Bessre ist des Guten Feind, und so sei die Frage gestattet, warum sich der Sänger, der Immler in Sachen Stimmgewalt und Markanz am nähesten kommt, der Bassist Sebastian Gro�, mit Nebenrollen wie Petrus oder Judas befassen muss. Er hätte gewiss einen vorzüglichen Jesus gegeben.