Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Johann Sebastian Bach Messe in h-Moll BWV 232

Sonntag, 20. Juli 2014, 19.00 Uhr

Veronika Winter Sopran

Ulrike Andersen Alt

Jan Kobow Tenor

Christian Immler Bariton

Concerto Farinelli

Lambertichor Oldenburg

Tobias Götting, Leitung

Karten zu 25,- / 23,- / 19,- / 17,-  in unseren Vorverkaufsstellen und im Online-Ticketverkauf über diese Homepage.



Rezensionen

Barockorchester spielt auf historischen Instrumenten

Bachs Messe in h-Moll in der Lamberti-Kirche Ť Ulrike Andersen überzeugte bei Altsoli

Andreas R. Schweiberer in NWZ am 22.07.2014

Die einzige große, katholische Messe des Protestanten Johann Sebastian Bach ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Bachs h-Moll-Messe ist ein Werk des äußersten Anspruchs, der Qualität, der Länge, der emotionalen Wucht und der vielen Subtilitäten wegen, die beachtet sein wollen bei einer kongenialen Wiedergabe. Tobias Götting studierte diesen musikalischen Kosmos mit dem Lambertichor Oldenburg ein und brachte ihn, zusammen mit dem auf historischen Instrumenten spielenden Barockorchester Concerto Farinelli, zur Aufführung. Nach etwas mehr als zwei Stunden Musik (mit einer kleinen Pause) brandete langanhaltender, tosender Beifall auf: Für die Musik, für die stilsichere und überzeugende Wiedergabe und für die das Gemüt bewegende Kraft des Ausdrucks.

Wurde die erklingende Musik im Programmheft analysiert, die bei Bach omnipräsente theologische Bedeutung der Zahlen aufgeschlüsselt, so blieb die erklingende Musik ganz bei sich selbst, fern eines didaktisch-sezierenden Zugangs, sehr handwerklich bestimmt, keinem ausgesprochenen Deutungswillen des eher sanften, freundlichen Dirigats unterworfen, ein Singen und Musizieren entlang des vom Text aufgerufenen Geschehens. Die Mannigfaltigkeit und der ständige Wechsel der Solisten und Instrumente erzwang gewaltfrei die Dauerkonzentration von Akteuren und Auditorium. Die Königsherrschaft des dreieinigen Gottes ließ sich, wie bei Bach üblich, durch drei Trompeten hören, die Natur des Sohnes in einer ganz verinnerlichten Tenorarie (großartig Jan Kobow!), von einer barocken Querflöte begleitet, die viel runder und wärmer klang als die Konzertquerflöten aus Metall. Die Altsoli sang Ulrike Andersen ergreifend mit einer reinen, dunkel timbrierten, atmenden Stimme, die sich auf eine ganz aparte Art mit dem eigentümlichen Tonfall der Oboe d’amore zu einer so noch nicht gehörten, faszinierenden Klangfarbenkombination mischte.

Nichts ist Füllwerk bei dieser Messe. Die Wiedergabe gab jedem Einzelaspekt sein individuelles Eigenrecht, zog die Linien zu größeren Komplexen aus, ließ verwandte Momente und Strukturen erkennen. Wenn überhaupt etwas fehlte, dann das, was man mit einer eher „romantischen“ Interpretation verbindet: die sinfonische, monumentale Wucht, das eruptive Feuer, eine verzehrende, archaische Leidenschaft. All das, so will es das historisch informierte Musizieren, sei Bach unangemessen. Darum bekamen es die Zuhörer auch nicht zu hören. Und darum, und auch nur darum, fehlte es der bedeutendsten Messe des Barocks etwas an der letzten Energie und Spannkraft.