Karl-Ernst Went Cembalo
Eintritt frei - Spenden erbeten
Werke von Telemann (Frankfurter Sonate Nr. 4), Corelli („Follia“), Tartini („Didone abbandonata“) und Händel (Sonate D-Dur)
Daniel Sepec Violine
Gerke Jürgens Violoncello
Karl-Ernst Went Cembalo
Eintritt frei – Spenden zugunsten der Aktion „Buch in Not“ erbeten
Erst eine Viertelnote, dann eine punktierte Viertel, sowie Achtel, Halbe, Viertel. Luft holen. Weiter mit Viertel, Viertel, punktiertem Viertel mit Triller, zwei gebundenen Sechzehnteln, Halbe, Viertel. Nein, das ist kein Geheimcode. Es ist das Notengerüst für einen der größten Ohrwürmer der Musik. „La Follia“, portugiesisch für Tollheit, Verrücktheit, bezeichnet einen Schreittanz. Den zu variieren, wurde über Jahrhunderte eine regelrechte Mode, von Marin Marais 1701 über Antonio Salieri (1815) bis zu Carlo Pedini (1956). Die Aufzählung ist unvollständig.
Ein Geheimtipp: Die „Follia“-Variationen in d-Moll von Arcangelo Corelli vom Anfang des 18. Jahrhunderts für Violine und Basso continuo. Daniel Sepec (Barockvioline), Gerke Jürgens (Barockcello) und Karl-Ernst Wendt (Cembalo) zelebrieren acht der Variationen in der überaus gut besetzten Lambertikirche. Und wohl niemand wird Gegenrede führen, wenn das Werk des Italieners zu den kontrastreichsten, kunstvollsten, technisch anspruchsvollsten und stimmungsmäßig packendsten gezählt wird.
Sepec, Konzertmeister der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, besticht durch eine ätherische Tongebung, die aber niemals aufweicht. Sie schwebt, hält aber immer Bodenkontakt. Die Musik behält stets Poesie und Sinnlichkeit, sie atmet unablässig. Und die Technik wirkt zwischen Doppelgriffen und Arpeggien stets spielerisch leicht. Auch der Basso hat viel zu tun. Das Cembalo variiert aktiv mit, und Wendt entwickelt viel Spielfreude beim Aufnehmen von Violinpassagen. Und das Cello ist mit Gerke Jürgens sehr leichtfüßig unterwegs, da kann es einige Male auch virtuos ackern. Während Georg Philipp Telemann in der Sonate G-Dur op. 1/4 spielerisch locker daherkommt, verschränken sich die musikalischen Ranken in der Sonate g-Moll op. 1/10 von Guiseppe Tartini vor allem im Affetuoso oft abenteuerlich. Bei Georg-Friedrich Händels D-Dur-Sonate HWV 371 setzt das Trio locker auf die opernhafte Buntheit der Musik.
Nun hat das Programm in der Tat allerhand musikalische Tollheiten vorgehalten. Doch warum um es überhaupt stattgefunden hat, bildet schon für sich schon eine grandiose Verrücktheit. Dr. Matthias Hengelbrock hat es sich zu seinem 60. Geburtstag gegönnt, doch nicht nur sich. Der Latein- und Geschichtslehrer am Alten Gymnasium hat den Auftritt als Benefizkonzert deklariert. Für die Aktion „Buch in Not“ engagiert er sich schon seit fast zwei Jahrzehnten. Spendeneinnahmen kommen der Aufarbeitung der Bücher in der historischen Bibliothek seiner Schule zugute. „Und es sind eben auch diese vier Sonaten, die in meinem Leben eine besondere Rolle gespielt haben“ sagt er, „aber auch dieser Ort, der mir in den vergangenen 21 Jahren sehr ans Herz gewachsen ist.“ Das größte Geschenk macht er sich dann selbst: Als Geiger in einem Triosonaten-Satz von Johann-Sebastian Bach.