Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Kriegs-, Angst- und Friedensseufzer

Sonntag, 16. November 2014, 17.00 Uhr

Freiheitsraum Reformation

Musik aus dem 30-jährigen Krieg

Harry van der Kamp, Bass

La Dolcezza, Veronika Skuplik

Eintrittsprogramme zu 15,- nur an der Tageskasse ab 16.15



Rezensionen

Geprägt von der Düsternis des Dreißigjährigen Kriegs

Veronika Skuplik und Harry van der Kamp mit seltenen Werken des 17. Jahrhunderts

Volker Timmermann in NWZ am 30.08.2014

Schließlich wird doch noch alles gut. Mit der Musik Philipp Erlebachs schlägtVeronika Skuplik mit ihren Mitmusikern (Ensemble La Dolcezza und Bassist Harry van der Kamp) zum Ende hin einen anderen Grundton an. „Auf des Kreuzes Finsternis folgt die Sonne ganz gewiss“, heißt es da.

Zuvor jedoch ist in diesem Konzert viel klingende Finsternis zu hören. Kein Wunder beim Thema des Abends: „Seufzer – Musik gegen den Krieg“.

Zu erleben sind dabei Werke des 17. Jahrhunderts. Das ist lange her; Werke von Komponisten wie Johann StephanJohann HildebrandFranz Tunder oder Johann Schmelzer sind heute seltene Konzertraritäten. Diese Werke immer wieder anzuhören ist eine Düsternis, die geprägt wurde vom Dreißigjährigen Krieg, diesem Fanal der Frühen Neuzeit.

So altertümlich die Klangsprache in dieser Musik auch ist, der emotionale Gehalt erschließt sich auch heute noch unmittelbar, wenn er von solch hochkarätigen Musikern vermittelt wird: Für die an diesem Abend zentralen Vokalpartien weiß der Niederländer Harry van der Kamp die vielen Farben seiner erstklassigen Stimme passgenau einzusetzen, er verfügt zudem ebenso über ein substanzvolles Pianissimo wie über eruptive Kraft. Selbst in den vehementeren Momenten bleibt seine Stimme unforciert und strömend. Wenn er auf diese Weise die an diesem Abend so gewichtige Klage „Wie bist du denn, o Gott, im Zorn entbrannt“ Johann Christoph Bachs singt, dann wirkt das intensiv und bewegend.

Ihm zur Seite steht La Dolcezza, kammermusikalisch besetzt mit Violinen, Bratsche, Gamben und Orgel. Über welch behände Leichtigkeit die von der violinistisch glänzenden, klanglich freien und beweglichen Veronika Skuplik angeführten Musiker auch an solch einem Abend verfügen können, wird schon zu Beginn deutlich. In Schmelzers militaristisch lautmalerischer „Fechtschule“ meint man Degengeklirr und rasante Duelle zu hören. Auch danach zeigt sich das in Oldenburg bestens bekannte Ensemble Skupliks fein abgestimmt und klanglich äußerst variabel. Hörenswert etwa, wie die Gamben in die düstere Stimmung von Praetorius’ „Aus tiefer Not“ hineinführen, berückend die immer wieder neue Ausgestaltung der fallenden Linien in Johann Stephans „Paduan“, bestechend die Vielfalt des Ausdrucks gerade in den Instrumentalwerken des Abends. Auch dafür gab es am Ende sehr langen Applaus.