Musik in St. Lamberti Oldenburg
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NAJI HAKIM, Paris

Sonntag, 22. Juni 1997, 19.00 Uhr

25 Jahre Lamberti-Orgel

(Nachfolger von Olivier Messiaen an Ste. Trinité) Werke von Vierne, Messiaen, Hakim und Improvisationen



Rezensionen

Ein Spiel an der Grenze zum Phantastischen

Auftakt des Festivals

Werner Matthes in NWZ am 24.06.1997

Dass aus Anlass des Internationalen Orgelfestivals „25 Jahre Lamberti-Orgel“ gleich zwei der bedeutendsten französischen Organisten Frankreichs nach Oldenburg finden und Zeugnis von der Lebendigkeit und Eigenständigkeit französischer Orgelmusik ablegen, sei dankbar vermerkt. Naji Hakim, Nachfolger Olivier Messiaens an der Pariser Trinité, besorgte das schon im ersten Konzert in bewegender Weise.

Die Lamberti-Orgel ist bei ihrer Disposition 1972 auf die Interpretation französischer Orgelmusik besonders „eingestimmt“ worden – das ist Hakim trefflich zustatten gekommen. Dass er ein Virtuose von atemberaubender Technik ist, zeigte schon das Programm, dessen fast bunte Unkonventionalität für das Oldenburger Publikum recht ungewohnt gewesen sein dürfte. Dass er ein Künstler der ausgeprägtesten Sinnlichkeit ist, ein Musiker von heftigem Temperament, von ungewöhnlicher Ausdruckskraft und Registrierkunst, in der sich glühende Farbpracht und Transparenz des Satzbilds harmonisch verbinden, zeigte die Art, wie dieses Programm bewältigt wurde.

Was hier der Lamberti-Orgel allein durch Registrierungskunststücke abgerungen wurde, grenzte an Phantastische: Grignys barockhaft-verspielte „Pange lingua“-Vertonung, Francks lyrischer und virtuoser a-Moll-Choral, Tournemires figurenreich-polyphone „Suite Evocatrice“, eine Hommage an verschiedene Barockkomponisten, lieferten trotz aller Stilkontraste den eindrucksvollsten Beweis.

Kompositorisch erwies sich Hakim – mit dem symphonischen Zyklus „Le Tombeau d’Olivier Messiaen“ und einer Vertonung des Allerheiligenhymnus „Pange lingua“ – als Meister rhythmisch pikanter Melodik, aparter Harmonik (bisweilen mit einem Stich ins Triviale), des großen, motorisch bestimmten Impulses, des prunkvoll ausladenden, grandios entfesselten Klangs.

Bei der Improvisation über „Geh aus mein Herz und suche Freud“, verblüffend mit dem Gershwin-Song „Summertime“ kombiniert, erreichte die Kunst des spektakulären Effekts (trotz heimlicher Neigung zur Schnulze) den höchsten Rang.