Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Sommerkonzert mit der Capella St. Lamberti

Sonnabend, 8. Juni 2013, 19.00 Uhr

Werke von Morley, Dowland, Gesualdo, Monteverdi, Poulenc und Hindemith (Six Chansons) u.a.
Frédéric Blanc (Paris), Orgel
Eintritt frei – Spenden erbeten



Rezensionen

Capella St. Lamberti singt Madrigale in der Kirche

Capella St. Lamberti singt Madrigale in der Kirche

Andreas Schweiberer in NWZ am 10.06.2013

OLDENBURG Liebe, Lust und Leid in der Kirche St. Lamberti: Die Capella St. Lamberti lud zu einem Sommerkonzert mit insgesamt 20 Madrigalen und madrigalartigen A-cappella-Gesängen von zehn Komponisten ein. Das Besondere dieses Programms: Der französische Organist Frédéric Blanc improvisierte auf der Orgel ungemein stilsichere und im Tonfall an die jeweiligen Gesänge angepasste Zwischenmusiken zwischen den einzelnen Madrigalen. Madrigale wurden vor allem in der Renaissance und im frühen Barock komponiert. Zentren der Produktion waren Italien und England. Der erste Programmblock mit sieben Madrigalen stellte die englischen Komponisten Thomas Morley, Thomas Weelkes, Orlando Gibbons und John Dowland vor, der mit zwei längeren Gesängen einen besonders intensiven Eindruck hinterlie�. Es ging auch hier um Liebe und Liebesleid, kunstvoll mehrstimmig gesetzt, rhythmisch bewegt und bei �White as lilies was her face� strophenförmig, durch Verwendung einer volksliedhaften Melodie eingängig und eindringlich. Wie klar und durchsichtig das kunstreiche und tiefsinnige Stimmengeflecht klingen kann, lie� die Capella bei Orlando Gibbons� �The silver Swan� hören. Der Schwan, der nur einmal, im Sterben, singt, wurde durch die hier sieben Sängerinnen und Sänger auf das Erstaunlichste zu neuem Leben erweckt. Entsprechend den Angaben zur Besetzung schwankte die Zahl der von Tobias Götting geleiteten solistischen Stimmen zwischen fünf und 13. Claudio Monteverdis Madrigale sind wahre Wunder der subtilsten und geschmeidigsten Ausdeutung des Textes. In �Sfogava con le stelle� klagt ein Liebeskranker den Sternen seinen Schmerz. Eine ätherische, fast unwirkliche Schönheit kündet noch nach 400 Jahren von starken, auch heute noch verständlichen Gefühlen dank einer warmen und emotional beteiligten Anverwandlung. Gesualdo da Venosas �O dolorosa gioia� treibt die Ausdrucksdichte mit fünf Stimmen, die alle ganz solistisch geführt werden, auf die kaum mehr überbietbare Spitze. Die lyrische Vorlage spricht von �kostbaren Seufzern� und �geliebten Qualen�, die aufs Kunstsinnigste bis zum Manierismus in Musik und Ausdruck ausgekostet werden. Das war ohne jede Zähigkeit einfach nur gro�e Kunst. Nach mehreren Madrigalen des 20. Jahrhunderts aus der Feder Von Francis Poulenc und Paul Hindemith endete das gehaltvolle und überaus bunte, den Frühling und die Liebe besingende Konzert mit zwei Scherzgesängen, die ebenfalls Zeugnis ablegten, wie ähnlich doch selbst nach vier Jahrhunderten die Gefühlswelt der Menschen auf dem Maskenball in Venedig und auf dem Kölner Markt geblieben ist.