Musik in St. Lamberti Oldenburg
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SOMMERKONZERT

Sonnabend, 7. Juni 2008, 20.00 Uhr

Capella St. Lamberti Oldenburg

Heinrich Schütz: Italienische Madrigale
Alfred Koerppen: Italienische Madrigale



Rezensionen

Wie man das Werk eines barocken Tondichters singt

Capella St. Lamberti mit Madrigalen von Schütz

Werner Matthes in NWZ am 09.06.2008

OLDENBURG – Dass die Capella St. Lamberti Oldenburg, ein unter der Leitung von Tobias Götting stehendes sechsköpfiges Solisten-Ensemble, ein vollständiges Kompendium aller Tugenden des Ensemblegesangs mit gro�artiger Selbstverständlichkeit ausbreiten kann, hatte man seit ihrem (fast legendären) Gesualdo-Poulenc-Konzert schon ?im Ohr?.Die vollendete Abgestimmtheit aller technischen und musikalischen Qualitäten, die Ausgeglichenheit, Klarheit und Wärme der Stimmen, die unerschütterliche Intonationssicherheit, Disziplin und Geschmeidigkeit jeder Stimme wie des ganzen Ensembles, dazu höchstes Stilgefühl waren auch diesmal präsent: beim ?Sommerkonzert? mit italienischen Madrigalen von Heinrich Schütz (aus op. 1) und italienischen Madrigalen von Alfred Koerppen.Schütz, der ?dichtende Musiker? des Frühbarock, fand in der Lehre bei Giovanni Gabrieli in Venedig im Madrigal als Experimentierfeld zur eigenen Tonsprache.?Il primo libro de madrigali di Henrico Saggitario Allemanno, Venezia 1611? ist der Titel des Madrigalbuchs, das der junge Komponist zum Abschluss seiner Lehrjahre bei Gabrieli veröffentlichte. Er ging, als Experimentator, nicht so weit wie der Revolutionär Gesualdo, dessen exzentrische Madrigale (zu hören einst in St. Lamberti) um die gleiche Zeit erschien. Aber er fand bereits zum Stil jener strengen und höchst komplexen Vokal-Polyphonie, die Texte dichterisch deutet, Bildkraft, Affektfülle, Rhetorik mobilisiert und in den Kosmos des kunstvoll geordneten Ganzen einflie�en lässt.Die ?Capella“ hat alles ? die melodischen, rhythmischen und harmonischen Sprachverläufe dieser Musik ? zum Klingen gebracht. Facettenreich im Detail, erfüllt von leidenschaftlichem Gestus und gro�em Impuls, glut-und farbenvoll wird da gesungen ? und was die Noblesse des leuchtenden Klanges betrifft: einfach schön.Zu den Komponisten, die in dieser Zeit Einflüsse zeigen von Schütz, zählt Alfred Koerppen (geb. 1927). Von ihm waren, mit gleicher Klarheit des Ausdrucks gesungen, zwei wunderbar artifizielle und expressive, harmonisch aparte, von Manierismen freilich nicht immer freie ?Italienische Madigale? zu hören.Tobias Götting, Mitsänger und spiritus rector, komplettierte den Abend mit Orgelwerken von Sweelinck.PS: Die Leistung der ?Capella?-Solisten ist schallplattenreif und exemplarisch. Eine CD-Produktion wäre keine schlechte Sache.