Ltg. Christian Joppich
Werke von Monteverdi, Schütz, Poulenc, Martin u.a.
Eintritt frei - Spenden erbeten
Heinrich Schütz: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ (aus: Musicalische Exequien)
Johann Sebastian Bach: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ (Actus tragicus) BWV 106
Harald Weiss: Requiem aeternam
Anja Petersen Sopran
Milena Juhl Alt
Mirko Ludwig Tenor
Florian Hille Bass
Chingyi Ho Flöte
Manuel Uhing Orgel
Capella St. Lamberti
Ensemble 333
Tobias Götting Leitung
Eintritt frei – Spenden erbeten
Konzertprogramme klassischer Musik können auf zweierlei Art auf den Spätherbst reagieren: Entweder, in dem ein heiter-beschwingter Gegenpol zur Dunkelheit gesetzt wird, oder, indem das Geschehen von Düsternis geistig-seelisch ausgeleuchtet wird. Die Musik der Stille unter dem programmatischen Titel „Unser Leben ist ein Schatten“ ging in der Lambertikirche den zweiten Weg.
Tobias Götting und die Capella St. Lamberti boten den Zuhörern wieder einmal Besonderes. Die einleitenden drei Motetten der katholisch-spanischen Spätrenaissance wurden von den Aufführenden hinter dem Altar, gewissermaßen wie von weit weg, gesungen. Es standen somit bei dieser mystisch vertieften mehrchörigen Kunst nicht die Solisten, sondern die gleichsam frei im Raum schwebenden Klänge im Zentrum.
An die lateinischen Motetten von Francisco Guerrero, Tomás Luis de Victoria und Bernardo del Castillo schloss sich die allererste Kantate von Johann Sebastian Bach, der „Actus tragicus“, an. Solisten des Ensembles 333 unterstützten hier die Capella St. Lamberti. Die Begleitung dieser Trauerkantate lebt vom aparten Zusammenklang von zwei Blockflöten mit zwei Gamben: Eine eher ungewöhnliche, aber farblich sehr gelungene Kombination. Textlich steht auch hier, bei Bach, das Memento mori im Mittelpunkt: ein sinnvolles Leben zu führen ist nur dann möglich, wenn die Konsequenzen des Lebens von vornherein immer mitbedacht werden.
Von Anlage, Stil, Gehalt und Textausdeutung her transportierte die Motette „Herr, nun lässest du deinen Diener“ von Heinrich Schütz am gelungensten und eindringlichsten diese Versinnlichung eines geistigen Selbstverhältnisses. Unter den vier verdienstvollen Gesangssolisten – neben Florian Hille als Bass, Tenor Mirko Ludwig und Altistin Milena Juhl – ragte die Einzelleistung der Sopranistin Anja Petersen durch die besonders überzeugende Einbettung in den Gesamtklang bei einer berückenden Klarheit und Reinheit der Einzelstimme hervor. Nach dem Verklingen läuteten die Kirchenglocken. Erst danach, nach weiteren Minuten der Stille und Einkehr, brandete der begeisterte Applaus auf.