Rezensionen
Ein Abend der intimen meditativen Klänge
Das englische Vokalensemble Voces 8 gastierte in der St. Lambertikirche Oldenburg. Geboten wurde feinster a-cappella Gesang von der Renaissance bis zum klassischen Jazz.
Volkmar Stickan in NWZ am 07.05.2025
Bereits von den ersten Harmonien an, mit denen die Sängerinnen und Sänger von Voces 8 den Kirchenraum der Oldenburger St. Lambertikirche füllen, ist zu spüren, dass hier etwas ganz Außergewöhnliches geschieht. Es ist einfach überwältigend, wie dieses Ensemble mit idealer Homogenität, ehrlichem vibratolosen Klang und geschlossenem musikalischen Ausdruck in den Sätzen des englischen Renaissancekomponisten Orlando Gibbons (1583-1625) jede Dissonanz auskostet und jeder Harmonie nachlauscht.
Hier bekommt die Bedeutung des Pianissimo-Gesangs und der Stille eine ganz besondere Qualität, der sich – wie zu spüren ist – wohl niemand der Zuhörer entziehen kann. Besonders deutlich wird dieses in „The Deer’s Cry“ von Avo Pärt (*1935), an dessen Ende acht Takte Stille einkomponiert sind und in „Nunc Dimittis“ von Paul Smith (1906-1985).
Als Andacht gestaltet
Es ist bewundernswert, wie das Ensemble hier die Klänge aus dem „Nichts“ zu holen scheint, sie dabei formt und mit winzigsten Farbnuancen verzaubert, und wie hier auch die Stille in der Zeit schwebend mit fühlbarer Spannung geladen wird. Das „Ubi Caritas“ des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo (*1978), bei dem das Vokalensemble die Akustik des Kirchenraumes in ihren Gesang mit einbindet, wird zu einer regelrechten Andacht. Im „Lux Aeterna (Nimrod)“ aus den Enigma-Variationen von Edward Elgar (1857-1934) zeigen die Sängerinnen und Sänger von Voces 8, dass sie sich auch auf üppig-verdichteten Klang verstehen, ohne dabei jemals zu forcieren oder vordergründig zu werden.
„Weltlicher“ Teil
Ist der erste Teil des Konzertes eher dem intimen und fein nuancierten Ensemblegesang vorbehalten, so wird es im zweiten Teil weltlicher. Hier präsentieren sich die Mitglieder von Voces 8 auch solistisch und man hört, warum trotz – oder gerade wegen der individuellen Färbungen der Einzelstimmen dieses Ensemble solch einen außergewöhnlichen und eigenen, sich perfekt ergänzenden Klang hat. Die Sängerinnen Andrea Haines, Eleonora Poignant und Katie Jeffries-Harris sowie der Altus Barnaby Smith können sich mühelos auf dem Fundament der Tenöre Blake Morgan und Euan Williamson sowie des Bariton Christopher Moore und des Bassisten Dominic Carver ausbreiten.
So geht es vom traditionellen „Danny Boy“ über Irving Berlins „Cheek to Cheek“ bis hin zu einem kleinen New-York-Medley mit dem Titel „I get a kick out of New York“. Voces 8 zeigt in ihrem vielseitigen Programm, dass sie in allen Genres zu Hause sind, und so wird wirklich jede Musik zu einem Ereignis, wenn sie nur gut arrangiert ist und auf höchstem Niveau dargeboten wird. Am Ende des Konzertes gibt es von den zahlreichen Zuhörern begeisterten Applaus, für den sich die sympathischen Sängerinnen und Sänger von Voces 8 mit einer abhebenden Zugabe bedanken: „Fly me to the moon“