Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Zwischen Kirche und Kaffeehaus Bach weltlich – geistlich

Sonntag, 29. Mai 2011, 18.00 Uhr

Joh. Seb. Bach:
Missa g-moll BWV 235,
Bauernkantate BWV 212,
„Tönet, ihr Pauken“ BWV 214
Sabine Goetz, Sopran
Kaja Plessing, Alt
Mirko Ludwig, Tenor
Christoph Pohl, Bass
Lambertichor Oldenburg, La Dolcezza, Ltg. Tobias Götting
Karten ab dem 11.4. im Hörbuchladen Thye oder unter www.lamberti-kirchenmusik.de



Rezensionen

Bach als purer Freudenquell

Konzert "Zwischen Kirche und Kaffeehaus" - Lambertichor, La Dolcezza und Solisten Eingeladen worden war zu einem Festkonzert. Die Aufführung begeisterte das Publikum.

Reinhard Rakow in NWZ am 31.05.2011

Oldenburg – Vierzig Jahre besteht der Lambertichor Oldenburg, die letzten fünfzehn unter Leitung von Tobias Götting. Zum Jubiläum beschenkte man sich und das Lamberti-Publikum miteinander, mit tollen Gesangssolisten, dem Ensemble ?La Dolcezza? und anderthalb Stunden Ohrenschmaus aus der Feder von Johann Sebastian Bach, anderthalb Stunden ?Bach weltlich ? geistlich?. ?Zwischen Kirche und Kaffeehaus?, so der Titel des Programms, wandelte Bach beileibe nicht nur mit dem Collegium musicum. Weltliche Auftragsarbeiten, etwa zu Ehren der Königin von Polen oder des Kammerherrn von Dieskau, waren wirtschaftlich höchst willkommen und dienten zudem oft als Parodie-Vorlage für geistliche Werke. Schon die feine Idee, dieses Nebeneinander in einem einzigen Konzert ? angereichert mit komplettem Programmheft, Texten und erhellenden Götting-Anmerkungen inklusive ? beispielhaft zu verdeutlichen, verdient helles Entzücken. Und erst die Ausführung! Welche Freude, welche Pracht! Der Lambertichor singt, nein: jubelt klar, frisch und so engagiert, als gelte es, auch noch den Letzten zum Beitritt zum ?Freundeskreis? zu gewinnen, ?La Dolcezza? entlockt dem historischen Instrumentarium ein Optimum an Stringenz und Durchschlagskraft, und die Solisten (die, wie wohltuend!, alle auf demselben hohen Niveau agieren) adeln all das durch ausdrucksstarke Arien und Rezitative: Sabine Goetz (Sopran) und Kaja Plessing (Alt) mit strahlendem Leuchten, betörendem Dunkel, Mirko Ludwig (Tenor) und Christoph Pohl (Bass) gleicherma�en markant und stimmgewaltig, Meister der Agogik jede(r) für sich. Beginnen lie� Götting, der zur Feier des Tages offensichtlich ganz besonders inspiriert (fast schon beschwingt!) leitete, das Konzert mit dem selten aufgeführten Kantatenfragment ?Nun ist die Heil und die Kraft?, BWV 50, gefolgt von einer Kurzmesse, der Missa g-Moll, BWV 235, beide Werke zwar wenig bekannt, doch von hoher kompositorischer Dichte. Von ganz anderem Zuschnitt die derb-platte ?Bauernkantate? BWV 212, ?Mer han en neue Oberkeet?, in der Text und Tanz und eine Prise Polyphonie sich, den wagemutigen Interpreten sei Dank, so umwerfend fetzig begegnen, dass sich im weiten Lamberti-Rund wahre Beifallsstürme erhoben. Übertroffen wurden die noch vom Schlussapplaus, und der galt dem bekannten ?Jauchzet, frohlocket!? aus dem Weihnachtsora… ? na, dem eben nicht, sondern der weltlichen ?Vorlage?, einer Glückwunschkantate für Königin Maria Josepha, BWV 214, in der es seinerzeit schallte: ?Tönet, ihr Pauken!?. Egal: Auch mit ungewohntem Text lässt einem dieses Werk das Herz aufgehen, noch dazu, wenn es einem wie hier dargebracht wird als Feuerwerk der Klänge und Affekte, als purer Freudenquell.