Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Cameron Carpenter

Freitag, 26. November 2010, 20.00 Uhr

Orgelkonzert

Der ungewöhnlichste und originellste Organist der jungen Generation kommt zu einem Konzert in die Lambertikirche.
Eintritt 12,- (erm. 10,-) Karten im Info-Zentrum Markt 17 und an der Abendkasse.



Rezensionen

Im Luxuszug in die Orgelzukunft

Cameron Carpenter fasziniert in der Lambertikirche als Virtuose und auch als Musik

Horst Hollmann in NWZ am 29.11.2010

Oldenburg – Nie wäre der alte Begriff ?die Orgel schlagen? für einen Organisten wie diesen Cameron Carpenter gefunden worden. Das ist ein 29 Jahre alter Mann aus Pennsylvania, der jedes Instrument mit seiner überwältigenden Technik bezwingen und beherrschen könnte, ohne handgemein zu werden. Doch der wundersame Amerikaner macht sich die 2008 frisch überholte Führer-Orgel in der Lambertikirche mit ihren 54 Registern ebenbürtig. Er tanzt mit ihr, streichelt sie, klettert mit ihr durch die Steilwände der hoch gezüchteten Virtuosität und Brillanz. Hinter Carpenters umjubelten Auftritten in Berlin und Hamburg hatte Lamberti-Kantor Tobias Götting eine Terminlücke entdeckt. Die Oldenburger danken ihm den Mut des raschen Zugriffs und füllen das Kirchenrund bis in den oberen Ring fast ganz. Der Tausendsassa auf Manualen und Pedal wiederum öffnet den Hörern ungewohnte Frontal-, Drauf- und Seitenblicke auch auf scheinbar bekannte Werke. Bachs Toccata und Fuge F-Dur BWV 540 oder weitere Präludien mit satter Schwelldynamik zu spielen, mag wie manches zwischen Kirchen- und Filmmusik anfechtbar wirken. Aber der Organist der Middle Collegiate Church in New York liefert deutliche Fingerzeige auf tief empfundenes, hierzulande ?seriös? genanntes Musikertum. Vor allem sind da César Francks ausgesponnene Choräle oder Marcel Duprés vielschichtige Fantasien und Fugen. Da entwickelt er den gro�en Instinkt für die Weite dieser Gedankenwelt, da führt er auch die Prozession der Akkorde in irisierendes Licht. Überhaupt rührt Carpenter keinesfalls vordergründig nur rauschendes und dröhnendes Plenum an. Geradezu zerbrechlich wirken manche seiner eingepassten Bausteine. Nachgerade graziös huschen seine speziellen Tanzschuhe über die Pedale, schieben auch mal ein Tremolo herein. Nicht jede Mixtur führt so klar zur Hauptlinie wie etwa in dem an Schostakowitsch gemahnenden Walzer in einer Japan-Suite. Flimmernd durchsichtig breitet er auch seine eigenen Improvisationen aus. Liszts Mephistowalzer hingegen zersplittert inmitten eines Feuerwerks der Klangeffekte. In Mozarts Türkischem Marsch windet sich der Weg derart durch einige Spitzkehren, dass man fast abdriftet. Es fasziniert, wie Carpenter das von ihm selbst bedrohte Gleichgewicht wie ein Fassadenkletterer verblüffend austariert. Der manchmal aberwitzige Draufgänger wei�, wie fundiert gelegt das Verbindungsgleis zur Tradition ist. Aber er rast ebenso gern auf der ICE-Trasse in die Zukunft ? welch ein Erlebnis, da mitzureisen!