Musik in St. Lamberti Oldenburg
Lade Veranstaltungen

Alle Veranstaltungen

ENGLISCHE CHORMUSIK mit Werken von Tallis, Purcell, Stanford, Tavener

Sonntag, 27. Januar 2002, 18.00 Uhr

Demantius Chor Oldenburg
Leitung: Tobias Götting



Rezensionen

Vergessene Schätze englischer Komponisten

Demantius Chor singt Werke vom 16. Jahrhundert bis zur Moderne, Götting an der Orgel

Volker Timmermann in NWZ am 29.01.2002

Der Musik englischer Komponisten wird auf dem Kontinent vielfach die angemessene Aufmerksamkeit verweigert. Blickt man auf die vielfältige englische Musiktradition, erscheint dies unverständlich. Facetten englischer Chormusik zeigten Tobias Götting und der Demantius Chor am Sonntag in St. Lamberti auf. Zudem erhielt der Abend seine besondere Bedeutung durch die Präsentation eines bisher unbekannten Orgelwerkes des französischen Komponisten Maurice Duruflé. Anthems von Thomas Tallis, Orlando Gibbons und des hierzulande kaum bekannten William Mundy führten zunächst zurück in das 16. Jahrhundert und offenbarten frühe polyphone Meisterschaft der englischen Chorkunst. Der Demantius Chor verstand es, diese Musik durch hohe dynamische Spannung und Plastizität gleichsam von innen heraus aufleuchten zu lassen.
Ein Jahrhundert später schuf Henry Purcell Chorwerke, die durch eindrucksvolle Textvertonung und Melodik gekennzeichnet sind. Die konsequenten Phrasierungen des Chores führten zu durchsichtiger Stimmführung und großer Textverständlichkeit. Charles Stanford gehört zu den hierzulande so wenig beachteten englischen Spätromantikern. Vokalkompositionen bilden einen Schwerpunkt seines Oeuvres, auch die drei lateinischen Motetten sind beachtliche Werke mit exzellenter Führung der Stimmen. Der englischen Moderne wurde der Demantius Chor durch drei Werke unterschiedlichster Stile gerecht. Martin Dalbys liedhaftes „My Heart Aflame“ stand das technisch anspruchsvolle, mit bitonalen Effekten arbeitende „I Love The Lord“ Jonathan Harveys gegenüber. John Taveners „Song For Athene“ verarbeitet mit sparsamen Mitteln liturgisches Material der Ostkirche. Auch in diesen Werken brillierte der Demantius Chor mit technischer Souveränität und Ausdruckssicherheit.
Als Kontrast zu den Chorwerken demonstrierte Tobias Götting sein Können als Organist mit vier Werken des französischen Komponisten Maurice Duruflé. Wusste zunächst die Fugue op. 12 mit leuchtender Steigerung und den mahnend einbrechenden Schlägen tief zu beeindrucken, stellte die Meditation einen besonderen Höhepunkt dar. Das Werk wurde von Duruflé zeitlebens nie veröffentlicht, der Druck ist erst jetzt in Vorbereitung. Götting präsentierte hier die deutsche Erstaufführung einer Musik, die ein zart fließendes, entfremdetes Thema mit darunter liegenden Kadenzen zu einer zauberhaften Wirkung verbindet.