Felix MENDELSSOHN BARTHOLDY Elias

Rezensionen

Feuerprobe für zweifelnden Propheten

Mendelssohns Oratorium "Elias" - Aufführung in Lamberti-Kirche

?Stark, eifrig, auch wohl bös‘ und zornig und finster und doch getragen wie von Engelsflügeln.? So stellte sich Felix Mendelssohn-Bartholdy 1838 den Propheten Elias als Protagonisten seines zweiten Oratoriums vor. Und einen solchen Helden braucht es auch, denn in der alttestamentarischen Geschichte, die jetzt in der Oldenburger Lamberti-Kirche unter Tobias Göttings Leitung so überzeugend erklang, dreht es sich um Mord und Vertreibung, aber auch um innere Zerrissenheit und radikale Gottesliebe.Ein ziemlicher Thriller also, der jedoch auch eine zweite, den biblischen Propheten vermenschlichende Dimension besitzt. Sensibel entwickelte der Komponist ein Psychogramm des Elias, das nicht nur durch geschickte Auswahl der Bibelworte, sondern vor allem durch die eindringliche Musik des gro�en Lyrikers Mendelssohn plastisch entsteht. Beiden Ebenen wurden die Ausführenden in St. Lamberti gro�artig gerecht ? etwa in den glanzvollen, von grandiosen Aufschwüngen geprägten Chören, die vom Lambertichor mit hochästhetischer Klanggebung, nuanciert und präzise gesungen wurden. Ebenso souverän begegnete das Orchester Pro Musica Sacra den aufwendigen orchestralen Anforderungen. In der Auswahl des Instrumentariums, aber auch in Artikulation und Phrasierung am Musizierstil des 19. Jahrhunderts orientiert, reizte das Ensemble geschickt Kontraste aus und wusste mit goldenem Bläserklang zu überzeugen. In diese, von Kantor Götting ausgestaltete Klang-Umgebung hinein setzten die Vokalsolisten brillante Akzente, allen voran Christian Immler (Bariton), der mit Ausdrucksnuancen das Zweifeln des Propheten mit fahlen Farben schattierte, in der spannungsgeladenen Feuerprobe hingegen fordernde Prägnanz hören lie�. Daneben gestalteten auch Marietta Zumbült mit hell leuchtendem Sopran, Vanessa Barkowski mit federndem Alt und der lyrisch-emotionale Tenor Hubert Nettinger jeweils gewichtige Partien höchst gekonnt aus. Der ?Elias? ? heute als Meisterwerk der Romantik anerkannt ? stie� übrigens trotz triumphaler Uraufführung bei Zeitgenossen auf Kritik. Über eine frühe Hamburger Aufführung (1847) hie� es: ?Das Publikum gähnte zum Gotterbarmen?. Nichts lag den gebannt lauschenden, schlie�lich begeistert Ovationen spendenden Hörern in St. Lamberti ferner als dies.