Musik in St. Lamberti Oldenburg
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Johann Sebastian BACH Weihnachtsoratorium BWV 248 Kantaten 4-6

Sonntag, 20. Dezember 1998, 18.00 Uhr

4. Advent

Marietta Zumbült, Sopran
Franziska Gottwald, Alt
Henning Kaiser, Tenor
Michael Humann, Baß
Lambertichor Oldenburg
Barockorchester Concerto Farinelli
Leitung: Tobias Götting



Rezensionen

Kirchenmusik fordert großen Beifall heraus

Weihnachtsoratorium in Lambertikirche Traditionelles Gemeinschaftsprojekt diesmal noch mehr intensiviert

Christiane Maaß in NWZ am 22.12.1998

In Oldenburg ist es schon seit Jahren üblich, die Aufführung des Bachschen Weihnachtsoratoriums unter den drei großen Kantoreien von Ansgari, Lamberti und Garnison aufzuteilen. Während zwei der Chöre jeweils die Kantaten I-III und IV-VI einstudieren, pausiert der dritte Chor. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen den Kantoren Johannes von Hoff (Ansgarikirche) und Tobias Götting (Lambertikirche) konnte in diesem Jahr das Gemeinschaftsprojekt noch intensiviert werden, indem als gemeinsamer Aufführungsort die Lambertikirche gewählt und das Barockorchester Concerto Farinelli aus Hannover für beide Oratorienteile engagiert wurde.
Das vergangene Wochenende bescherte dem Publikum damit ein auf zwei Abende verteiltes kirchenmusikalisches Großereignis. Beide Aufführungsteile konnten durchweg als gelungen gelten, ernteten lang anhaltenden Applaus und brauchten den Vergleich untereinander wahrlich nicht zu scheuen. Während von Hoff mit der Ansgari-Kantorei besonders in den Rahmenchören der Kantaten I-III auf einen kraftvollen, klaren und pointierten Chorklang setzte, gestaltete Götting mit dem Lambertichor die Konturen in den Kantaten IV-VI etwas weicher und fließender. Die unterschiedliche Klangregie wirkte sich vor allem auf das Orchester aus: Unter von Hoff spielte es eher seine farblichen Möglichkeiten aus (ein Juwel: die Sinfonia der zweiten Kantate!), wurde dabei aber teilweise vom Chor verdeckt. Götting ließ dem Orchester häufiger freien Lauf, was die Barockspezialisten zu differenzierter dynamischer Gestaltung nutzten. Ein Erlebnis besonderer Art waren die Vokalsolisten an beiden Abenden. Daß der Tenor Henning Kaiser in beiden Oratorienteilen sang, erwies sich nicht nur als zusätzliches verbindendes Element, sondern auch als großer Gewinn. Sein stimmlicher Facettenreichtum und sein unermüdliches Engagement hauchten der Erzählung in den Rezitativen blühendes Leben ein und machten seine Arien zum Hochgenuss. Der Sopranistin Heidrun Luchterhandt fielen in den ersten drei Kantaten leider nur Duette und keine eigene Arie zu. Ihre Kollegin Marietta Zumbült erhielt dagegen am Sonntag Abend mehr Gelegenheit, ihre stimmlichen Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Die beiden Bässe traten mit größerer Chancengleichheit an. Der erste von ihnen, Ekkehard Abele, war von besonderer Beweglichkeit und Kraft, die ihn auch die ihm zufallenden Rezitative ausdrucksvoll darbieten ließ. Michael Humann erschien dagegen etwas weniger lebhaft, besaß jedoch einen angenehm sonoren Ton. Von den beiden Altistinnen wirkte Mechthild Seitz (Kantaten I-III) trotz wohllautender Stimme in ihren Arien leider etwas zu distanziert, ein Eindruck, den Franziska Gottwald nicht hinterließ, obwohl ihr nicht einmal eine eigene Arie zugefallen war.
Besondere Erwähnung verdienen an dieser Stelle noch die Instrumentalsolisten, die auf ihren historischen Instrumenten mit den Sängerinnen und Sängern auf das Schönste konzertierten: Konzertmeister Volker Mühlberg (Violine), Brian Berryman (Flöte), Fernando Souza und Annette Berryman (Oboe), sowie William Wroth (Trompete).