Eintritt frei - Spenden erbeten
Sophie-Véronique Cauchefer-Choplin (Paris, Saint-Sulpice)
Freitag, 16. Mai 2014, 19.30 Uhr
Orgelkonzert
Die Organistin von Saint-Sulpice in Paris wirkt in der Nachfolge von Organisten-Legenden wie Charles-Marie Widor und Marcel Dupré.Bei uns spielt sie ein Programm mit Werken von Mulet, Widor (5. Symphonie) und Improvisationen.Der Eintritt ist frei – Spenden zur Finanzierung dieses besonderen Konzertes sind herzlich erbeten.
Rezensionen
Musik in den Farben des Regenbogens
Meisterorganistin Cauchefer-Choplin in St. Lamberti mit französischer Orgelmusik
Volker Timmermann in NWZ am 19.05.2014Eigentlich sieht man nichts. Und wenn doch, dann nur von fern den Rücken der Organistin, und dazu noch ein paar undeutliche Bewegungen, die in ihrer Knappheit nicht recht passen wollen zu den Klangmassen, die sie erzeugen. Ein Orgelkonzert, wie jetzt in St. Lamberti, ist eine Herausforderung für das Publikum. Optische Eindrücke sind bestenfalls zweitrangig, im Mittelpunkt steht der konzentrierte Klang. Das kann anstrengend, auf harten Kirchenbänken geradezu schmerzhaft sein. Oder es kann, wenn eine Meisterin wie Sophie-Véronique Cauchefer-Choplin spielt, zu einer klangsinnlichen Reise werden.
Zielort ist dabei Frankreich, wo sich die Organistin zunächst den „Esquisess byzantines“ des vor knapp einem halben Jahrhundert verstorbenen, derzeit wenig bekannten Pariser Organisten, Improvisateurs und Komponisten Henri Mulet widmet. Vier Episoden, von denen gerade das einführende „Tu Es Petra“ mit seinen mächtigen felsenhaften Basslinien und den darüber liegenden Klangwellen einnimmt, und die finale „Procession“ durch die inneren Bewegungen in Regenbogenfarben zu schillern scheint. Das ist Musik, die schon technisch sehr hohe Ansprüche stellt, doch Cauchefer-Choplin verfügt über souveränste Mittel. In Paris ist sie Organistin an der Kirche Saint-Sulpice – was als Ritterschlag gelten kann, steht sie damit doch in der Nachfolge berühmter Organisten. Einst war dort auch Charles-Marie Widor tätig, dessen 5. Orgelsymphonie op. 42 zu den bedeutsamsten Werken der Literatur zählt.
Grandios, wie Cauchefer-Choplin gerade die berühmte finale Toccata aus der Sinfonie ihres Vorgängers gestaltet. Die rauschhafte Reprise in diesem Satz mit ihrem großen Aufschwung wird zu einem Höhepunkt des Konzerts. Bekannt war Widor einst nicht zuletzt für seine Improvisationsfähigkeit – eine Kunst, die auch Sophie-Véronique Cauchefer-Choplin beherrscht.
Am Ende improvisiert sie, die als eine der derzeit besten Orgelimprovisatorinnen weltweit gilt, meisterlich über die Choräle „Geh aus, mein Herz“ und „Christ ist erstanden“. Die Fähigkeit, episodenhaft aus einzelnen Elementen neue Klangformungen zu erschaffen, ist begeisternd. Mag sein, dass man bei diesem Konzert nicht viel zu sehen bekommt. Doch das macht gar nichts – die Orgelwelt der Madame Cauchefer-Choplin erschließt sich auch ohne visuellen Eindruck sofort und unmittelbar.